Capitulare de Villis
Das Heilpflanzenbeet nach dem Capitulare de villis
Das Capitulare de villis vel curtis imperii Caroli Magni, die Landesgüterverordnung, hat der karolingische Kaiser Karl der Große ungefähr 812 n Chr. verfasst. Er sicherte auf diese Weise das Einkommen seiner im ganzen Reich verteilten Hofgüter. In der Verordnung wurde z. B. genau aufgeführt, wie viel Vieh gehalten werden sollte, was angebaut werden musste, welches Inventar in den Pfalzen und Hofgütern vorhanden zu sein hatte. Weil der Kaiser mit seinem Gefolge ständig in Frankenreich unterwegs war, um regieren und seine Macht festigen zu können, musste er in den Hofgütern aufgenommen und beköstigt werden.
Fruchtfolge und Mischkultur
Ihnen, liebe Besucher, ist sicher schon aufgefallen, dass im frühmittelalterlichen Heilpflanzengarten eine gewisse Dynamik besteht, was den Standort der Pflanzen betrifft. In diesem Garten wachsen viele sogenannte ausdauernde Pflanzen, diese werden mehrere Jahre, manche sogar Jahrzehnte alt. Andere Pflanzen wiederum wachsen, blühen und fruchten innerhalb eines Jahres und müssen im nächsten Jahr neu ausgesät werden. Dann gibt es noch die sogenannten zweijährigen Pflanzen. Im ersten Jahr kommt ein wenig Blattmasse, im zweiten Jahr mehr Blattmasse, Blüte und Frucht. Die meisten dieser ein- und zweijährigen Pflanzen gehören Familien an, die sich mit ihrer eigenen, aber auch gewissen anderen Familien nicht gut vertragen. Das Resultat ist dann immer Kümmerwuchs. Aus diesem Grund wählen wir Pflanzen aus, die gute Nachbarn sind. Die Möhre und die Zwiebel unterstützen sich sehr gut, ein Beispiel für Mischkultur. Es gibt Pflanzen, die den Boden innerhalb eines Jahres auszehren oder Substanzen im Boden abgeben, dass die gleiche Pflanze dort nicht noch einmal keimt. Petersilie wächst ein Jahr, mit Blüte und Frucht maximal zwei Jahre am gleichen Ort, danach könnte dort die Gurke gedeihen. Das ist ein Beispiel für die Fruchtfolge. Die längsten Wartezeiten haben mit 7 bis 8 Jahren die Zwiebeln und Erbsen, erst dann dürfen sie wieder an ihrem Ausgangspunkt wachsen und der Kreis schließt sich.
Text: Carmen Dörner
Foto: Thomas Woelfer ; Carmen Dörner